Die Idee, dass die Schweiz und die USA «Schwesterrepubliken» respektive «Sister Republics» sind, reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Kurz nach der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung schrieb der Berner Gelehrte Jean-Rodolphe Vautravers keinem geringeren als Benjamin Franklin: «Lasst uns vereint sein als Schwester-Republiken.» Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft 1991 beschwor auch die Library of Congress in Washington D.C. diese schwesterliche Bande. In einem Begleitband dazu hiess es: «Von 1776 an verliefen die politischen Entwicklungen in beiden Ländern oft parallel, und an geschichtlichen Wendepunkten diente die Verfassung des einen Landes derjenigen des anderen als Modell.»
Die Modellhaftigkeit der amerikanischen Verfassung ist vielen bekannt und sie ist augenfällig, wenn wir unser Zweikammersystem mit jenem der USA vergleichen. Aber inwiefern auch die Schweiz für Amerika Modell stand? Das beleuchten wir in dieser Folge mit Professor Stefan G. Schmid, der – nach Stationen in Zürich, Bern und Berkeley – seit 2019 an der Universität St.Gallen einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht innehat. In seiner Habilitationsschrift widmet er sich einem besonderen Schweizer Exportgut: dem Referendum.
Gerade grosse Gliedstaaten wie Kalifornien mit seinen inzwischen rund 39 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern widerlegen den häufig gehörten Einwand, dass direkte Demokratie nur in kleinen und überschaubaren Verhältnissen möglich sei. – Stefan G. Schmid
Buchnachweis:
Stefan G. Schmid. Das Referendum in den USA. Eine verfassungsgeschichtlich-staatsrechtliche Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung historischer Bezüge zur Schweizer Referendumsdemokratie. DIKE/Nomos, 2022.
Zur Illustration:
Urheberrecht: public domain
Beschreibung in Stefans Buch, S.165: Die Schweiz bietet der Welt das Referendum an («Le Referendum en Suisse.») Unten von links: die Personifikationen der USA, des Deutschen Kaiserreichs, der Französischen Republik und des Vereinigten Königreichs Grossbritannien und Irland. Urheber: Daniel Carter Beard
Veröffentlicht im Magazin «Cosmpolitan» im Jahr 1893.