Hannes Heer hat mit der Ausstellung „Vernichtungskrieg“ über die Verbrechen der Wehrmacht das Weltbild der Deutschen verändert. Ab Mitte der 1990er Jahre sorgte die Wanderausstellung in Deutschland und darüber hinaus für heftige Auseinandersetzungen, für biographische, gesellschaftliche und politische Erschütterungen. Erstmals wurden die massenhaft begangenen Kriegsverbrechen der regulären deutschen Streitkräfte für eine breite Öffentlichkeit dokumentiert und sichtbar. Besonders intensiv verliefen die Debatten in Bremen und München 1996/1997. Dort kam es zwar nicht, wie andernorts, zu rechtsextremen Anschlägen auf die Ausstellung - in Bremen aber fast zum Bruch der großen Koalition von CDU und SPD. Schließlich konnte die Ausstellung, die den Mythos von der „sauberen Wehrmacht“ nachhaltig demontierte, dennoch im Bremer Rathaus eröffnet werden. Hannes Heer hat das Thema lebenslang bearbeitet und ein Buch darüber geschrieben: „Vernichtungskrieg im Osten. Judenmord, Kriegsgefangene und Hungerpolitik“. Neben der Beteiligung der Wehrmacht am Holocaust und am Porajmos beschreibt es den Völkermord auf dem heutigen Gebiet der Ukraine, Belarus‘ und Russlands, der auch an der nicht-jüdischen Bevölkerung begangen wurde. Ihm fielen mehr als 15 Millionen Menschen zum Opfer. Zudem starben 11 Millionen Rotarmist:innen, ein Drittel von ihnen in deutscher Kriegsgefangenschaft.