Episodes

  • Darf man mit diesem Mann eigentlich Mitleid haben?
    Jun 28 2024
    Richard Russo ist zurück in der amerikanischen Provinz. Zurück bei seinen Heldinnen und Helden in North Bath, die wir bereits aus „Ein grundzufriedener Mann“ und „Ein Mann der Tat“ kennen. „Von guten Eltern“ ist der Abschluss der „Fools“-Trilogie, mit der der US-amerikanische Autor drei Jahrzehnte lang beschäftigt war. Es sind die kleinen Leute und ihre Lebensumstände, die wie gehabt im Mittelpunkt stehen. Außerdem geht es um einen Kriminalfall. Ein dickes Buch, das sich die beiden Podcaster vorgenommen haben. Die anderen beiden in dieser Folge sind schmal. Da ist zum einen die Novelle „Die seligen Jahre der Züchtigung“, eine Wieder- und Neuentdeckung für die deutsche Leserschaft. Die auf Italienisch schreibende Schweizerin Fleur Jaeggy wird derzeit von Suhrkamp neu aufgelegt, eine lohnenswerte Angelegenheit. Die Irin Claire Keegan legt nun auf Deutsch auch eine Novelle vor: „Reichlich spät“ erzählt von einer geplatzten Hochzeit. Muss man mit dem Mann, der sich da so gnadenlos blamiert, eigentlich Mitleid haben?
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    28 mins
  • Amrum, Rügen und auch sonst viel Literatur-Wasser – passt so!
    Jun 5 2024
    Hark Bohm legt mit Mitte 80 seinen Debütroman vor. Ein gemeinsames Werk mit Philipp Winkler, übrigens. Der Co-Autor steht freilich nicht auf dem Cover, nun denn. Gelungen ist der 1945 spielende, autobiografisch inspirierte Entwicklungsroman aber dennoch. Lust auf die Insel macht er übrigens auch. Das gilt ebenso für Caroline Wahls „22 Bahnen“-Nachfolger „Windstärke 17“. Nach Tilda steht nun die jüngere Schwester Ida im Mittelpunkt der Handlung. Sie strandet im Leben, sie strandet auf Rügen. Kein Kitschroman, das kann man sagen, kann er aber das Niveau des Vorgängers halten? Und wie ist Elizabeths Strouts Roman „Am Meer“, das vierte Werk inzwischen mit der Hauptfigur Lucy Barton? Das kann man hier nachhören – in einer sommerlich gestimmten Folge von Next Book Please.
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    32 mins
  • Neues von Saša Stanišić – und Toxische Pommes
    May 23 2024
    Ein neues Buch des Hamburger Autors Saša Stanišić? Tolle Sache! Aber ist das eigentlich ein handelsüblicher Erzählungsband? Darüber diskutieren die Podcaster. Außerdem Thema dieser Folge: Das Debüt einer Wiener Autorin, die tatsächlich den Namen Toxische Pommes trägt. Ihre Herkunft ähnelt der des auch aus Ex-Jugoslawien stammenden Stanišić, und von dieser Herkunft, vor allem aber vom Ankommen in der neuen Heimat Österreich erzählt der tragikomische Roman „Ein schönes Ausländerkind“. Drittes Buch in dieser Folge „Tag der Befreiung“ von George Saunders. Saunders gilt als King der Shortstory. Dem Trademark und seiner Legitimation geht Next Book Please in dieser Folge nach.
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    30 mins
  • Alle mal hinlegen: Wir Frauen haben keinen Bock mehr
    Apr 26 2024
    Mareike Fallwickl legt mit „Und alle so still“ einen feministischen Roman vor, der bemerkenswert unsubtil ist. Die Frauen erleiden in diesem Buch einen kollektiven Burnout und entscheiden sich, nicht länger im Patriarchat mitzuspielen. Ein Buch mit vielen Botschaften. Kann es ästhetisch überzeugen? Die beiden anderen in dieser Freestyle-Folge besprochenen Titel sind Elmore Leonards lupenreiner Western „Letztes Gefecht am Saber River“ und Rocko Schamonis Underground-Hymne „Pudels Kern“, in der die Hamburger Szene besungen wird und der Autor seinem eigenen, komplizierten Werden nachspürt.
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    34 mins
  • Darf sich eine Mutter von ihrem Kind trennen?
    Apr 22 2024
    Constanze Debrés autobiografischer Roman „Love Me Tender“ schlug hohe Wellen in Frankreich. Eine Mutter, die nach ihrem Coming-out ihren Sohn verlässt, den Anwaltsberuf an den Nagel hängt, um nur noch für Sex und Schreiben zu leben: Wird das Buch auch hierzulande polarisieren? Außerdem widmet sich diese Ausgabe Dana von Suffrins grandiosem Familienroman „Nochmal von vorne“ und Michael Lentz‘ Vater-Sohn-Geschichte „Heimwärts“, in der sich der Autor zum wiederholten Male seiner Herkunft zuwendet.
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    31 mins
  • Mehr als ein Roman: Diese Autorin muss man jetzt entdecken
    Mar 20 2024
    Vigdis Hjorth ist in ihrer Heimat ein Star und dabei durchaus auch umstritten. Jetzt soll die Norwegerin auch hierzulande endlich bekannt werden. „Ein falsches Wort“ erscheint nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre auf Deutsch, eine Kuriosität am Rande. Hjorth, eine radikale Meisterin des Autobiografischen, erzählt von Bergljot, die wegen eines Kindheitstraumas seit Jahrzehnten überkreuz mit ihrer Familie liegt und nun zurück in deren Bannkreis gezogen wird. Eine intensive Lektüre, finden beide Podcaster. Die Hamburger Debütantin Julja Linhof ist auch eine Entdeckung. In „Krummes Holz“ folgt sie den Wegen eines Geschwisterpaares, das nach einer lieblosen Kindheit auf einem Bauernhof genau dort wieder zusammenzufinden versucht. In einem sprachlich dichten Text spürt Linhof einem schwierigen Aufwachsen auf dem Land nach.
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    25 mins
  • Roman über eine Ehe, in der nur noch eine Affäre hilft
    Mar 15 2024
    Mary Beth Keane erzählt in „Sieben Tage einer Ehe“ von den unterschiedlichen Eheleuten Malcolm, Barbesitzer, und Jess, Juristin. Sie verlässt das Haus und den nichtsahnenden Mann, sie müsse nachdenken. Anschließend kreist der Roman um die Frage, wie es dazu kam. Die Amerikanerin Keane weiß viel über Psychologie und Beziehungen, das merkt man ihrem Roman an. Bei Lize Spit ist es ähnlich. In „Der ehrliche Finder“ geht es nicht um Liebe, sondern um Freundschaft. Die zwischen dem belgischen Jungen Jimmy und dem Kosovaren Tristan. Es sind die 90er-Jahre, der Kriegsflüchtling ist von der Abschiebung bedroht und hat einen Plan, der Jimmys Freundschaft zu ihm auf die Probe stellt. Roberto Savianos neues Buch heißt „Falcone“ und ist eine Hommage an alle Mafiajäger: Doku-Fiction nach Art des Hauses Saviano, unbedingt fesselnd. Aber ist das auch gute Literatur? Darüber lässt sich streiten.
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    26 mins
  • Der Pulitzer-Roman, der der Bestseller der Saison werden soll
    Feb 14 2024
    In dieser Folge geht es um neue Literatur von Barbara Kingsolver, Iris Wolff und Andreas Stichmann. Barbara Kingsolvers „Demon Copperhead“ ist ein praller, glorreicher Roman über Amerika und, na klar, in der Tradition Charles Dickens‘ geschrieben. In Kingsolvers mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Buch setzt auch sein deutscher Verlag große Hoffnungen. Bestseller-Status wäre unbedingt angemessen: Wer das Lesen liebt, wird diesen Roman lieben. Wo Kingsolver ein 800-Seiten-Panorama hinlegt, ist ihre deutsche Kollegin Iris Wolff wieder im reduzierten, pointierten kleineren Format unterwegs. Ihr Roman „Lichtungen“ erzählt einmal mehr von Rumänien, dem Land, in dem Wolff geboren wurde. Tatsächlich „pointiert“ ist Wolffs kunstvolle Prosa natürlich insofern nicht, als sie eine Meisterin des poetisch Ungefähren ist. Andreas Stichmann ist ebenso ein suggestiver Erzähler: In seinem Erzählungsband „Loreley“ entblättert er Vignetten der Einsamkeit und nicht vergehender Hoffnungen.
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    30 mins