Die Nornen spinnen scheinbar ausschließlich mit rachegetränkter Faser das Schicksal des Königssohns Amleths. Entsprechend wüst geht es her, in "The Northman". Basierend auf der gleichen nordischen Sage wie Shakespeares Hamlet, lässt Robert Eggers neuster Film jede auch nur ansatzweise als modern zu verstehende Gefühlsduselei, jeden Zweifel, jede psychologische Beobachtung schlicht aus. In mittlerweile bekannter Manier versucht Eggers die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits, Logos und Mythos, Erzählung und Geschichte aufzulösen - und mehr als sonst stellt sich die Frage wie erfolgreich diese "Vergegenwärtigung" einer längst vergangenen Zeit, mit völlig fremder Weltsicht, am Ende ist. Nicht nur weil die radikal durchgezogene Unbeirrbarkeit der Hauptfigur so stumpfsinnig daher kommt, so fremd ist, in ihrer psychologiebefreiten Schicksalsgläubigkeit, sondern auch weil das Schicksal selbst, und mit ihm die Sagenfiguren und Erzählungen, die uns als Teil der Realität vorgehalten werden, nicht überzeugend daher kommen, nicht als einzige Motivation der Charaktere, als alleinige Triebfeder des Plots herzuhalten vermögen. Oder liegt der Fehler bei uns? Was bedeutet es, das radikal Fremde anzunehmen? Und kann Eggers Authentizitätsanspruch wirklich alle Kritik abwiegeln? Wir sprechen drüber. Bei FilMic.