Frauen stellen sich in Hinblick auf ihre Wohnortswahl im Vergleich zu Männern andere oder zusätzliche Fragen. Diese reichen von „Wo fühle ich mich als Frau wohl und sicher?“ über „Wo gibt es für mich interessante Arbeits-, Ausbildungs- und Freizeitangebote?“ bis zu „Wo fühle ich mich als Frau gesehen und gehört?“. In den 2000er- und 2010er-Jahren hat dies zu einem signifikanten Männerüberschuss in den jüngeren Generationen in den Ländlichen Räumen, insbesondere Ostdeutschlands, geführt (https://www.bib.bund.de/Publikation/2012/Wenige-junge-Frauen-im-laendlichen-Raum-Ursachen-und-Folgen-der-selektiven-Abwanderung-in-Ostdeutschland.html?nn=1219558). In unserer aktuellen Folge LandAussichten sprachen wir mit Jutta Kuhles, Präsidentin des Rheinischen LandFrauenverbandes sowie dlv-Präsidiumsmitglied (https://www.rheinische-landfrauen.de/unser-landesverband/unser-praesidium), und Dr. Melanie Rühmling, Soziologin am Rostocker Institut für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e.V. (https://rostocker-institut.org/melanie-ruehmling/), zur geschlechtersensiblen Raumplanung in Ländlichen Räumen.
Die drei wichtigsten Ansatzpunkte der geschlechtersensiblen Raumplanung sind laut Melanie Rühmling Erwerbsarbeit, Mobilität und öffentliche Partizipation (https://rostocker-institut.org/gender-planning/). Die drei Ebenen sind eng miteinander verzahnt und bedingen einander: Frauen können eher einer (vollen) Erwerbsarbeit nachgehen, wenn die Mobilität in der Region gesichert ist und zu pflegende Personen zum Beispiel mit dem ÖPNV selbstständig in das nächstgelegene Dienstleistungszentrum gelangen. Auch das Vorhandensein einer Breitbandanbindung ist für flexible Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung und damit einem geschlechtergerechten Arbeitsmodell essenziell. Dies bestätigt auch Jutta Kuhles. Der LandFrauenverband engagiert sich dementsprechend für eine Ausweitung des New-Work-Modells in die Ländlichen Räume
(https://www.landfrauen.info/fileadmin/Redaktion/fileadmin/Redaktion/PDF/Publikationen/Docs/Positionspapiere/2023_New_Work.pdf).
Die Frage nach der öffentlichen Partizipation stellt sich als Schlüsselfunktion in der Entwicklung geschlechtergerechter Regionen heraus: Nur wenn Frauen andere Frauen in öffentlichen Rollen als Vorbilder sehen, werden sie selbst dazu animiert, sich zu engagieren und für die eigenen Belange einzusetzen. Dies erfordere ein Bewusstsein in kommunalen Verwaltungseinrichtungen für die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen und die Bereitwilligkeit, diese in der Planung über traditionelle Frauenthemen wie Spielplätze und Kita- Versorgung hinaus mit einzubeziehen. Als Modellbeispiel hat Jutta Kuhles dafür das „Aktionsprogramm Kommune - Frauen in die Politik!“ (https://www.frauen-in-die-politik.com/programm) mitgebracht, das zum Beispiel ein Mentoring-Programm beinhaltet, in dem erfahrene Frauen in der Politik mit politisch interessierten Frauen zusammengebracht werden (https://www.frauen-in-die-politik.com/mentoring).
Melanie Rühmling und Jutta Kuhles enden die Folge mit dem Aufruf an alle Frauen in den Ländlichen Räumen, sich zu engagieren und sich selbst nicht als auf dem Land „Hinterbliebene“ und „Abgehängte“ zu sehen. „Nutzt das Potential der Vielen, schließt euch zusammen, werdet sichtbar.“ – Jutta Kuhles.